Klassifikation von Gütern
Wesentliche Inhalte der Klassifikation gehen auf Erich
Kosiol zurück. Das sind unter anderem
die Unterscheidung nach Real- und Nominalgütern, materiellen und immateriellen
Gütern, abgeleiteten und ursprünglichen Gütern.
Güterarten nach dem Kriterium der Verfügbarkeit
Hier lassen sich freie und knappe Güter
unterscheiden.
Freie Güter
Ein Gut ist frei, wenn es im betreffenden Gebiet zur
betrachteten Zeit in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Mensch so viele
Einheiten des Gutes konsumieren kann, wie er will, beziehungsweise bis seine
Sättigungsmenge erreicht ist.
Als Beispiele werden häufig Luft zum Atmen oder Wasser
genannt. Diese pauschalen Beispiele sind problematisch, denn es sollte bei
einer Betrachtung keiner der drei in der Definition genannten Aspekte
vernachlässigt werden. So ist die Luft im Jahr 2011 in Deutschland an der
Ostsee frei – in manchen Städten wird sie aber indirekt bewirtschaftet. Ferne
denke man an die Luft in der Internationalen Raumstation deren Transport und
Aufbereitung Kosten verursacht.
Da freie Güter in einem ausreichenden Maße zur Verfügung
stehen, haben sie keinen Preis. In einem marktwirtschaftlichen System ist der
Preis der Indikator für die Knappheit eines Gutes. Ergo gilt: je knapper ein
Gut, desto höher sein Preis. Die Begriffe Preis und Kosten müssen hier weit
gefasst werden, da ein Einzelner oft für die Nutzung eines Gutes nicht zu
bezahlen braucht.
Freie Güter sind nicht zu verwechseln mit Gemeingütern.
Diese sind zwar für alle Nachfrager frei zugänglich, ihre Bereitstellung ist
jedoch meistens mit Kosten verbunden. So kann beispielsweise eine Gemeinde oder
ein privater Betreiber eines Supermarkts Parkplätze für Autofahrer kostenfrei
anbieten. Das Angebot an Parkplätzen ist jedoch naturgemäß begrenzt und kann
deshalb knapp sein (→ Tragik der Allmende).
Knappe Güter
Im Gegensatz zu den freien Gütern stehen knappe Güter (auch
ökonomische Güter, wirtschaftliche Güter oder Wirtschaftsgüter) nicht in einem
ausreichenden Maß zur Verfügung. Knappe Güter müssen durch die wirtschaftliche
Tätigkeit von Menschen erzeugt oder bereitgestellt werden. In einem
marktwirtschaftlichen System erfolgt der Ausgleich zwischen dem knappen
Güterangebot und der weitaus höheren Nachfrage meist über den Preis. So wird
bei einem hohen Preis ein Gut in der Regel weniger nachgefragt als bei einem
niedrigeren Preis. Wirtschaftliche Güter werden in Realgüter (Sachgüter,
Dienstleistungen und Rechte) sowie Nominalgüter (Geld und geldwerte Papiere)
eingeteilt.
Güterarten nach Ausschließbarkeit und Rivalität
Güterarten nach dem Kriterium der Ausschließbarkeit
(Exkludierbarkeit) anderer potenzieller Nutzer
Güterarten nach Ausschließbarkeit und Rivalität Rivalitätsgrad
= 0 Rivalitätsgrad
= 1 Exklusionsgrad
= 0 öffentliches Gut
(z. B. Deich) Allmendegut
(z. B. überfüllte
Innenstadtstraße)
Exklusionsgrad
= 1 Klubgut
(z. B. Pay-TV) Privates Gut
(z. B. Speiseeis)
Hier kann man unterscheiden in Ausschluss ermöglichende
Güter und Ausschluss nicht ermöglichende Güter. Die meisten Güter des täglichen
Lebens machen es möglich, Personen von ihrem Konsum auszuschließen. Nicht der
Fall ist dies jedoch bspw. bei Luft; um eine Person vom Konsum der Luft
auszuschließen, müsste die in ihrem Umfeld befindliche Luft abgepumpt werden.
Typische andere Beispiele für Güter, die keinen Ausschluss einzelner Personen
ermöglichen, sind Landesverteidigung (man kann nicht einen einzelnen Bürger
davon ausschließen, dass er im Falle eines Angriffs militärisch verteidigt
wird) oder Deiche (alle Menschen, die hinter einem Deich wohnen, werden vor
Hochwasser geschützt – der Ausschluss einzelner ist nicht möglich). Jedoch
zeigt sich eine Tendenz zu zunehmender Ausschließbarkeit: Güter wie Fernsehen
oder die Benutzung von Straßen erlauben heute, anders als früher, den
Ausschluss einzelner (über Pay-TV und Maut). Anders ausgedrückt: Das Erreichen
von Ausschließbarkeit ist lediglich eine Frage des Aufwandes – durch erhöhte
Aufwendungen (meist Kosten) könnte der erwähnte Deich beispielsweise um ein
bestimmtes Haus herum gebaut werden. Das wiederum würde es vom Schutz
ausschließen.
Güterarten nach der Rivalität im Konsum
Man unterscheidet hier in rivale Güter und nicht-rivale
Güter. Rivale Güter zeichnen sich dadurch aus, dass der Konsum eines Gutes
durch einen Konsumenten den Konsum desselben Gutes durch einen anderen
Konsumenten be- oder verhindert. Typische nicht-rivale Güter sind z. B.
Fernsehen (wenn im Nachbarhaus ferngesehen wird, verschlechtert sich der eigene
Empfang dadurch nicht) oder Atmen. Allerdings ist die Rivalität bzw.
Nichtrivalität auch situationsabhängig: Schaut man sich in der Eckkneipe ein
Fußballspiel auf Sky an, so wird der Konsum des Einzelnen mit jedem weiteren
Kneipengast eingeschränkt. Ebenso erhöht sich die Konsumrivalität beim Atmen in
einem stecken gebliebenen Fahrstuhl erheblich. Hingegen kann ein Brot, das ein
Konsument isst, nicht gleichzeitig in vollem Umfang von einer anderen Person
konsumiert werden. Auch in dieser Kategorie ergeben sich Grauzonen: So ist das
Gut Autobahnbenutzung zunächst nicht rival, da ein zweites Auto auf der
Autobahn den einzelnen Fahrer nicht stört. Bei stark zunehmendem Verkehr jedoch
wird auch die Autobahnbenutzung rival.
Güterarten nach der Gegenständlichkeit (Materialität)
Es wird diesbezüglich in materielle Güter (auch als
„Sachgüter“ oder „Waren“ bezeichnet, z. B. Haus) und immaterielle Güter
unterschieden. Letztere lassen sich wiederum unterteilen in Dienstleistungen
(z. B. Arztbesuch) und ideelle Güter (wie z. B. Patente). Auch hier ist der
Übergang fließend. So ist ein Auto zweifelsohne ein Sachgut, während der
Kundendienst an besagtem Auto eine Dienstleistung ist.
Güterarten nach dem Verwendungszweck und der Nutzungsdauer
Güterarten nach ihrem Verwendungszweck
Es werden hier unterschieden Konsumgüter (z. B.
Nahrungsmittel, Bücher, Privatautos, Wohnungseinrichtung usw.) von
Produktionsgütern (z. B. eine kommerzielle Eismaschine, Firmengebäude,
Firmenauto, Benzin, Strom, Wasser usw.). Produktionsgüter werden von den
Unternehmen gekauft und dienen der Herstellung von Konsumgütern, während
Konsumgüter durch die privaten Haushalte gekauft werden.
Güterarten nach ihrer Nutzungsdauer
Diese Güter können noch weiter nach ihrer erwarteten
Nutzungsdauer unterschieden werden; man unterscheidet hierbei dauerhaft
nutzbare Güter (d. h., Güter, deren erwartete Nutzungsdauer mehr als ein Jahr
beträgt) und nicht-dauerhaft nutzbare Güter (also Güter mit einer erwarteten
Nutzungsdauer von weniger als einem Jahr).
Zusammenfassung
Güterarten nach Verwendungszweck und -dauer Produktionsgut Konsumgut
langlebiges Gut
(Gebrauchsgut i.w.S.) Investitionsgut
(z. B. Produktionsmaschinen, Bürogebäude) Gebrauchsgut
(z. B. Wohngebäude, Einrichtungsgegenstände)
kurzlebiges Gut
(Verbrauchsgut i.w.S.) Vorleistungsgut
(z. B. Schmieröl, Lacke, Elektromotoren) Verbrauchsgut
(z. B. Lebensmittel)
Konsumgüter, die sich bei einmaliger Nutzung verbrauchen,
bezeichnet man als Verbrauchsgüter, Konsumgüter, die über einen längeren
Zeitraum genutzt werden können, als Gebrauchsgüter. Eine Kaffeemaschine im
privaten Haushalt ist ein Gebrauchsgut, da sie über einen längeren Zeitraum
verwendet wird, das zugehörige Kaffeepulver ist aufgrund seiner einmaligen
Nutzbarkeit jedoch ein Verbrauchsgut.
Produktionsgüter, die über einen längeren Zeitraum im
Unternehmen genutzt werden, bezeichnet man als Investitionsgüter,
Produktionsgüter mit einer geringeren erwarteten Nutzungsdauer nennt man
Vorleistungsgüter. Eine in einem Unternehmen genutzte Lackiermaschine ist
demnach aufgrund ihrer Langlebigkeit ein Investitionsgut, der von ihr
verwendete Hilfsstoff Lack ist hingegen ein Vorleistungsgut.
Güterarten nach ihrer Produktionseigenschaft
[Bearbeiten]Trennung in direkte Güter oder auch Rohstoffe, die direkt in eine
Produktion fließen (z. B. Metall für ein Autowerk) und indirekte Güter, die zur
Aufrechterhaltung des Betriebes dienen (z. B. Schleifpapier, Büromöbel).
Letztere werden im Kontext der elektronischen Beschaffung oft als MRO-Güter
genannt (vom englischen Maintain – Repair – Operate).
Güterarten nach dem Nachfrageverhalten
Nachfrageverhalten in Abhängigkeit vom Preis des Gutes.
Gewöhnliche Güter zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei
steigendem Preis in geringerem Umfang nachgefragt werden (negative
Preiselastizität). Hingegen wird ein Giffengut bei steigendem Preis vermehrt
konsumiert (positive Preiselastizität).
Nachfrageverhalten in Abhängigkeit vom Einkommen
Inferiore Güter werden bei steigendem Einkommen in
geringerem Umfang nachgefragt (negative Einkommenselastizität).
Lebensnotwendige Güter weisen eine Einkommenselastizität größer 0, aber kleiner
1 auf. Normale Güter werden bei steigendem Einkommen in höherem Umfang
nachgefragt (positive Einkommenselastizität).
Die Nachfrage nach einem Luxusgut steigt bei steigendem
Einkommen übermäßig an. Hingegen steigt die Nachfrage nach einem notwendigen
Gut bei steigendem Einkommen kaum.
Nachfrageverhalten zwischen zwei Gütern
Substitutionsgüter sind Güter, die sich ersetzen, also
austauschbar sind. Folglich steigt bei einem Substitutionsgut die Nachfrage,
wenn sich das andere Gut verteuert.
Dabei können verschiedene Grade an Substituierbarkeit
unterschieden werden: Können zwei Güter vollkommen gegenseitig ersetzt werden,
ohne dass zusätzliche Kosten, Qualitätsunterschiede oder ähnliche Anreize
auftreten, die den Konsumenten dazu veranlassen könnten, ein Produkt zu
bevorzugen, spricht man von einem perfekten oder vollkommenen Substitutionsgut.
Die Grenzrate der Substitution des einen Guts für das andere ist konstant.
Typische Substitutionsgüter sind Brot und Brötchen.
Sind beide Güter nicht vollkommen durch das jeweils andere
ersetzbar, so spricht man von unvollständigen Substituten. Zurückzuführen ist
die nicht vollständige Substituierbarkeit auf qualitative oder preisliche
Unterschiede zwischen den Gütern. Beispiele für unvollständige Substitute sind
CDs und Audio-Kassetten; zwar ermöglichen beide das Aufnehmen und Wiedergeben
von Musik, allerdings unterscheiden sie sich in Qualität und Speicherplatz.
Komplementärgüter sind Güter, die sich gegenseitig beim
Gebrauch ergänzen. Sie werden gemeinsam nachgefragt. Folglich sinkt die
Nachfrage nach einem Gut, wenn der Preis seines Komplementärguts steigt.
Auch hier lassen sich verschiedene Grade unterscheiden:
Können zwei Güter nur zusammen konsumiert werden, so spricht man von perfekten
Komplementen – der Kauf des einen Gutes ist ohne gleichzeitigen Kauf des
anderen Gutes sinnlos. Mathematisch ausgedrückt ergibt sich der Nutzen des
Konsumenten () also aus . Beispiele für perfekte Komplemente sind rechte und
linke Handschuhe.
Im Gegensatz dazu sind unvollständige Komplemente solche
Güter, die sich zwar ergänzen, aber auch einzeln am Markt nachgefragt werden –
z. B. Computer, Drucker und Bildschirm.
Güterarten nach Nachfragepräferenzen
Güter lassen sich auch danach unterscheiden, ob ein
Nachfrager für verschiedene Fabrikate einer Gutsklasse unterschiedliche
Präferenzen (Vorlieben) aufweist. Wenn ja, so spricht man von heterogenen
Gütern, wenn nein von homogenen Gütern.
Die unterschiedlichen Präferenzen können sowohl durch
objektive Produktunterschiede (Größe, Zweck, Qualität etc.) begründet sein als
auch durch subjektive Produktunterschiede (z. B. Markenimage). Typische
Beispiele sind elektrischer Strom (für homogene Güter) und Autos (für
heterogene Güter).
Homogene Güter sind vollkommen gegeneinander austauschbar.
Dabei existieren weder objektive Unterschiede (d. h. die Güter sind materiell,
von ihrem Zweck, ihrem Kaufort etc. gleichartig) noch subjektive Unterschiede
(d. h. die Nachfrager haben auch keinerlei Präferenzen für bestimmte Anbieter).
Liegt ein homogenes Gut vor, bestimmt also allein der Preis die
Kaufentscheidung.
Die Homogenität der Güter ist eine notwendige Voraussetzung
für den vollkommenen Markt. Beispiele für homogene Güter sind
Call-by-Call-Telefontarife, elektrische Energie, Aktien vom gleichen
Unternehmen. Von der Beschaffenheit weitgehend homogen sind Banknoten der
gleichen Währung und Kraftstoffe, solange sie nicht durch Additive und/oder
durch die Werbung heterogen gemacht wurden.
Weisen Güter hingegen unterschiedliche Eigenschaften auf, so
sind sie nicht mehr beliebig austauschbar. Dies mindert den Wettbewerb zwischen
den Anbietern. Materielle Güter sind im Allgemeinen nicht homogen, da ihre
Beschaffung standortabhängig und mit unterschiedlichen Kauferlebnissen
verbunden ist. Ein typisches Beispiel für heterogene Güter sind Autos, die sich
in Qualität, Ausstattung, Markenimage etc. unterscheiden.
Güterarten nach der Art der Informationsasymmetrie
Die Theorie der Informationsökonomik unterscheidet nach der
Art der Informationsasymmetrie zwischen Anbieter und Nachfrager. Besitzt der
Anbieter eines Gutes mehr Informationen über das Gut als der Nachfrager,
herrscht Informationsasymmetrie.
1.Such- bzw. Inspektionsgüter (eng. search goods): die Güter
sind vor dem Kauf überprüfbar, z. B. Buch, DVD, sodass die
Informationsasymmetrie niedrig ist.
2.Erfahrungsgüter (eng. experience goods): die Qualität des
Gutes lässt sich erst nach Vertragsschluss feststellen, z. B. ein
Friseurbesuch. Mittlere Informationsasymmetrie.
3.Vertrauensgüter (engl. credence goods): die Qualität ist
abhängig von stochastischen Faktoren; die Informationskosten über die Qualität
des Anbieters für den Nachfrager sind sehr hoch, z. B. ärztliche Versorgung,
Anlageberatung. Das Vertrauen in die Qualität muss meist die Informationssuche
ersetzen, was zu einer hohen Informationsasymmetrie führt.
Güterarten nach der Möglichkeit des Transports
Handelbare und nicht handelbare Güter
Es existieren handelbare (eng. Tradeables) und nicht
handelbare Güter (eng. Non-Tradeables), wobei nicht handelbare Güter durch zu
hohe Transportkosten oder andere Gründe nicht international gehandelt werden.
Beispiele für nicht handelbare Güter sind in vielen Fällen bestimmte
Dienstleistungen. Per Definition sind alle Immobilien nicht handelbare Güter.
Die Unterscheidung von Gütern nach ihrer Handelbarkeit
spielt insbesondere im Rahmen der Außenhandelstheorie und anderer
wirtschaftstheoretischer Konzepte eine Rolle. So erklärt beispielsweise der
Balassa-Samuelson-Effekt internationale Preis- und Inflationsunterschiede mit
der Existenz nicht handelbarer Güter.
Mobilien und Immobilien
Volkswirtschaftlich werden Sachgüter, die bewegt
(transportiert) werden können, Mobilien genannt. Sachgüter, die unbeweglich
sind, Immobilien. Damit ist der volkswirtschaftliche Immobilienbegriff breiter
aufzufassen als der des allgemeinen Sprachgebrauchs. Volkswirtschaftlich zählen
hierzu nicht nur Gebäude oder Grundstücke, sondern auch Straßen und
Stromleitungen.
Güterarten nach Wohlfahrtswirkungen
Ein meritorisches Gut ist ein Gut, das aus
gesellschaftlicher Sicht nicht in ausreichendem Maß nachgefragt wird. Analog
hierzu ist ein demeritorisches Gut ein Gut, das aus gesellschaftlicher Sicht zu
stark nachgefragt wird. Bei beiden Güterarten gibt es diverse Gründe für dieses
„falsche“ Nachfrageverhalten: irrationale Entscheidungen, unvollständige
Information, falsche Zeitpräferenzraten und externe Effekte
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