Maschen
Rangierbahnhof (kurz Maschen
Rbf oder AM nach dem Betriebsstellenverzeichnis)
bei Maschen südlich von Hamburg an der Bahnstrecke
Hannover–Hamburg ist der größte Rangierbahnhof Europas und
nach dem Rangierbahnhof Bailey Yard im
US-Bundesstaat Nebraska der zweitgrößte Rangierbahnhof der Welt.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es Pläne zur Umgestaltung der Hamburger Güterverkehrsanlagen.Vorgesehen war unter anderem der Bau eines Rangierbahnhofs in Meckelfeld nördlich von Maschen, der in den 1920er Jahren zum Teil verwirklicht wurde und überwiegend der Entlastung der Rangierbahnhöfe in Harburg und Wilhelmsburg diente. Infolge des Zweiten Weltkriegs unterblieb der weitere Ausbau des Meckelfelder Rangierbahnhofs ebenso wie der Bau des südlichen Teils der Hamburger Güterumgehungsbahn, die in Meckelfeld enden sollte.
In den 1960er Jahren bestanden in Hamburg fünf Rangierbahnhöfe, die alle mehr als 40 Jahre alt und in ihrer technischen Ausstattung veraltet waren. Insgesamt wurden in Hamburg 11.000 Güterwagen pro Tag umgestellt.
Da die Zugbildung auf mehrere Rangierbahnhöfe verteilt war, mussten täglich 2.500 Güterwagen mehrfach umgestellt werden.Ende der 1950er Jahre durchgeführte Untersuchungen ergaben, dass der Neubau zweier Rangiersysteme für die Nord-Süd- und die Süd-Nord-Richtung wirtschaftlicher als die Modernisierung der vorhandenen Rangieranlagen war. Dabei erwies sich die Gegend südlich von Harburg als günstigster Standort des neuen Rangierbahnhofs. Als problematisch wurden die hohen Kosten des Neubaus und die zusätzliche Belastung des Nordkopfs des Bahnhof Hamburg-Harburg angesehen, in dem sich die Strecken nach Cuxhaven und Hamburg höhengleich verzweigen. Deshalb war bis 1966 vorgesehen, in Maschen einen einseitigen Rangierbahnhof für die Nord-Süd-Richtung zu bauen, nach dessen Inbetriebnahme der zweiseitige Rangierbahnhof in Wilhelmsburg zu einer einseitigen Anlage für die Süd-Nord-Richtung umgebaut werden sollte.
Nach weiteren Untersuchungen ab 1968 wurde ein zweiseitiger Rangierbahnhof in Maschen als die wirtschaftlichste Lösung angesehen. Prognostiziert wurde, dass sich der Rangieraufwand nahezu halbiere; zudem sollte sich das Betriebspersonal um 382 Personen reduzieren. Die zusätzliche Belastung des Harburger Bahnhofs wurde nach Elektrifizierung der Strecken und Modernisierung des Signalsystems für vertretbar gehalten.
Der Verwaltungsrat der Deutschen Bundesbahn stimmte dem Bau des Rangierbahnhofs im August 1969 zu; das Bundesverkehrsministerium genehmigte das Vorhaben im Oktober 1969. Die Kosten für den Rangierbahnhof einschließlich der erforderlichen Zulaufstrecken wurden mit rund 375 Millionen DM (Preisstand 1969) vorhergesagt.
Baubeginn für den Rangierbahnhof Maschen war im Juni
1970. Der Baugrund am Standort beiderseits der Bahnstrecke Hamburg–Hannover
bestand aus einer ein bis vier Meter dicken Torfschicht,
die im Spülverfahren abgetragen und durch Sand ersetzt wurde. Insgesamt wurden
drei Millionen Kubikmeter Torf und zehn Millionen Kubikmeter Sand bewegt; dabei
entstanden drei Baggerseen, die heute der
Naherholung dienen. Um das Baufeld freizumachen, wurde die Bahnstrecke
Hamburg–Hannover zwischen Meckelfeld und Stelle
nach Osten verlegt; dieser Streckenabschnitt mit der neuen Haltestelle Maschen
ging am 10. April 1975 in Betrieb.
Bereits im April 1972 war eine Neubaustrecke von Maschen nach Jesteburg eröffnet worden, die die ins Ruhrgebiet führende Bahnstrecke
Wanne-Eickel–Hamburg an den Rangierbahnhof anbindet. Die
Zufahrtsstrecke nutzt im weiteren Verlauf zwischen Jesteburg und Buchholz die Bahnstrecke
Buchholz–Lüneburg, die in diesem Abschnitt zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wurde. Die Strecke ins Ruhrgebiet
erhielt zwischen Buchholz und Rotenburg ein
drittes Gleis.
Der Rangierbahnhof Maschen ging schrittweise zwischen
Mai 1977 und Oktober 1980 in Betrieb; die offizielle Eröffnung war am
7. Juli 1977. Mit der Inbetriebnahme verloren fünf Rangierbahnhöfe im
Hamburger Stadtgebiet einen Teil ihrer Aufgaben – Eidelstedt, Harburg,
Rothenburgsort, Wilhelmsburg
und Hauptgüterbahnhof; zum Teil wurden sie zu Knotenbahnhöfen herabgestuft, die
die weitere Verteilung der Güterwagen übernahmen. Bei der Inbetriebnahme kam es
zu erheblichen Anlaufschwierigkeiten, so dass die Eilgüterzugbildung für ein
halbes Jahr in den Harburger Rangierbahnhof zurückverlagert wurde.
1996 ging der südliche Teil der Hamburger
Güterumgehungsbahn, auch als Ausbaustrecke
Hamburg-Harburg–Hamburg-Rothenburgsort bezeichnet, in
vereinfachter Form in Betrieb. Bei der Planung für Maschen war noch von einer
eigenständigen Trasse nach Hamburg-Billwerder
über den Südosten der Elbinsel ausgegangen worden.
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