Das Geschäft mit dem Elektroschrott







Die Recyclingpflichten für Elektroschrott werden schärfer, und auch die Industrie bereitet sich auf Urban Mining vor. Ausrangierte Elektronik landet im Hausmüll. Kaum ein Drittel des anfallenden Elektroschrotts wird in der EU gesammelt und noch weniger so recycelt, dass Edelmetalle wie Gold und Silber und wertvolle Elektronikmetalle wie Kobalt, Tantal oder Germanium wiedergewonnen werden.
Der Rest landet auf Schrottplätzen, wo die Wertstoffe beim Recycling von Massenmetallen untergehen, auf der Deponie oder in der hiesigen Müllverbrennung. Ab 2019 müssen die Mitgliedstaaten laut der Brüsseler Elektroschrottrichtlinie WEEE (Waste Electrical und Electronic Equipment) ihre Sammelquote auf 65 % erhöhen. Im Moment müssen pro Kopf 4 kg gesammelt werden. Bei etwa 18 kg, die pro Kopf und Jahr erworben werden, sind das erst rund 22 %. In Deutschland spüren die Händler das. Seit einem Jahr gilt die Rücknahmepflicht für Verkäufer mit einer Ladenfläche ab 400 m2. Weil die sich nach einer
Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe aber kaum daran halten, drohen mit einer Verschärfung des Elektrogesetzes seit Juni Bußgelder. Die Verschärfung der EU-Quote ist zwar grundsätzlich positiv. Verbesserungswürdig ist, dass sie sich allein auf das Gewicht des Schrotts bezieht. Damit haben Händler und Hersteller vor allem ein Interesse, schwere Geräte einzusa-meln. Gerade aber in den kleineren und leichten Einheiten wie Mobiltelefonen.

Nur 5 bis 10 % der Althandys gelangen bisher in die Wiederverwertung.  Und bisher gibt es erst wenige, die das als Geschäft betreiben. In Europa eigentlich nur die belgische Umicore. Das Unternehmen hat dafür neue Recyclingkapazitäten im Hafen von Antwerpen geschaffen. Dort gewinnt es etwa Cobalt aus Schrotten. Allerdings sind die Marktbedingungen für das Recycling derzeit wenig berauschend. Laut dem Umicore-Geschäfts-bericht 2016 sank der nicht näher aufgeschlüsselte Umsatz aus den Recyclingaktivitäten ebenso wie der Gewinn. Grund sind die niedrigen Rohstoffpreise. Ob Edel-, Massen- oder Spezialmetalle: die meisten kosten heute nur noch halb so viel wie vor fünf Jahren. Dafür aber habe sich in der Forschung viel getan. Das Bundesforschungsministerium fördert eine Reihe von Projekten zum Recycling von Hightech-Metallen unter dem Stichwort r4 — innovative Technologien für Ressourceneffizienz. Bei den meisten geht es nicht um die Neuentwicklung, sondern um Optimierung von Prozessen. Noch sind für den Durchbruch der Altmetallgewinnung aus Elektroschrott höhere Preise als heute notwendig. Doch die Industrie bereitet sich schon darauf vor. Auch der Elektronikriese Apple hat angekündigt, künftig nur noch recycelte Materialien einsetzen zu wollen. In jeder Wohnung schlummert ein großes Potenzial. Eine im Auftrag der EU durchgeführte Studie zeigte, dass in Belgien jeder Haushalt im Durchschnitt über 80 Elektrogeräte und mehr als 40 Lampen mit einem Gewicht von rund 260 kg besitzt. Für Deutschland dürften laut Wuppertal-Institut ähnliche Werte gelten.






Kommentare