Amazon.com, Inc. ist eine Gründung des Informatikers Jeff Bezos. Die Idee eines elektronischen Buchgeschäfts entstand zusammen mit dem Investor David E. Shaw, als Bezos in dessen Finanzunternehmen D. E. Shaw & Co. arbeitete. 1994 verließ er es, um die Idee allein weiterentwickeln zu können, und gründete noch im selben Jahr das Stammhaus, das US-amerikanische Mutterunternehmen Amazon.com, im US-Bundesstaat Washington als Onlinebuchhandlung (online bookstore). Im Juli 1995 verkaufte das Unternehmen auf seiner Internetplattform sein erstes Buch: Douglas R. Hofstadters Werk Fluid Concepts and Creative Analogies: Computer Models of the Fundamental Mechanisms of Thought. Hierzu lud er 300 Freunde und Bekannte ein, seine Schöpfung zu testen. In den ersten vier Wochen verschickte das Unternehmen Bücher an Kunden in allen 50 US-Bundesstaaten und in mehr als 45 weitere Länder, im zweiten Monat lag der wöchentliche Umsatz bereits über 20.000 US-Dollar. Im Oktober 1995 öffnete sich die Plattform mit der URL amazon.com der breiten Öffentlichkeit. Ursprünglich wollte Bezos sein Unternehmen Relentless nennen (englisch für „unbarmherzig“, „unerbittlich“, „gnadenlos“); Freunde sollen ihm jedoch davon abgeraten haben. Die URL www.relentless.com ist weiterhin Amazon zugeordnet. Bereits 1996 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 15,7 Millionen US-Dollar und es steigerte ihn 1997 auf 147,8 Millionen Dollar.
Das Jahr 1998 war durch die Gründung von ersten internationalen Websites gekennzeichnet. Mit Übernahme des Unternehmens Telebook Inc. – im April 1998 verkauften die Eigentümer den Mutterkonzern ABC-Bücherdienst GmbH, den damals führenden deutschen Internetversandbuchhändler und Onlinepionier, an Amazon für einen zweistelligen Millionenbetrag – trat Amazon in den deutschen Absatzmarkt ein. Damals hatte Telebuch.de Niederlassungen in Spanien, den USA und Namibia. In Deutschland war das Unternehmen Marktführer im Online-Buchhandel. Zum 15. Oktober 1998 wurde die Seite telebuch.de umbenannt in amazon.de.
2004 übernahm Amazon die chinesische E-Commerce-Website JOYO. Durch den erfolgreichen Antrag von JOYO Anfang 2016, in den USA als Seefrachtdienstleister tätig zu werden, hat Amazon damit einen Schritt zur weiteren Reduzierung der Kostenstruktur seiner Logistikabteilung gewagt.[13] Seit 2006 entwickelt Amazon Web Services (AWS) Infrastrukturdienstleistungen zunächst für andere Unternehmen. Ab dem Jahr 2012 wurden diese Dienste mit der Technologie des Cloud Computing auch für private Nutzer angeboten. Im Juli 2009 übernahm Amazon für rund 850 Millionen Dollar den Onlineschuhladen Zappos. Amazon kündigte an, den Kaufpreis mit eigenen Aktien im Wert von 807 Millionen Dollar zu begleichen, zusätzlich mit 40 Millionen Dollar in bar für die Zappos-Beschäftigten.
2011 übernahm Amazon den Onlinebuchhändler The Book Depository Ltd. und damit den größten Wettbewerber innerhalb Großbritanniens. Amazon ist neben entsprechenden Angeboten auf der eigenen Plattform auch durch AbeBooks auf dem Gebrauchtbuchmarkt tätig. AbeBooks wurde 2008 von Amazon übernommen. AbeBooks übernahm 2011 außerdem das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB). Dies wird ergänzt durch die 2005 übernommenen Vorläuferfirmen des Online-Publishers CreateSpace.com, der mit Sitz in North Charleston (USA) seit 2009 als Independent Publishing Platform die Selbstpublikation von Büchern als Print- und E-Book-Ausgaben sowie von Datenträgern für Musik- und Filmaufnahmen angeboten hatte.[19] Seit Ende 2018 sind die Dienste innerhalb von Amazon.com übergegangen an Kindle Direct Publishing. Die Marke CreateSpace scheint nach derzeitigem Stand nicht mehr genutzt zu werden.
Seit Mai 2011 war Javari.de ein Tochterunternehmen von Amazon Online. Javari war ein Premiumanbieter für Schuhe, Handtaschen und Accessoires. Das Sortiment von Javari wurde zum 25. Juni 2014 in das Fashion-Angebot integriert. Javari sollte als Konkurrenz zur Onlinehandelsplattform Zalando etabliert werden.
Im März 2012 übernahm Amazon Kiva Systems, einen Anbieter für Lagerhaus-Automation, für 775 Millionen US-Dollar. Im August 2012 wurde bekannt, dass Amazon unter der Firma Amazon Game Studio ein Unternehmen gegründet hat, dessen Zweck die Entwicklung und Vermarktung von Browserspielen ist Gleichzeitig wurde bereits das erste Spiel mit dem Namen Living Classics auf Facebook veröffentlicht. Nutzer müssen in diesem zahlreiche bewegliche Objekte in animierten Landschaften aufspüren, die wiederum im Stil eines Cartoons gestaltet sind. Im Frühjahr 2013 wurde zudem der Internet-Buchclub Goodreads für 150 Millionen US-Dollar übernommen.
Am 2. Dezember 2013 gab Jeff Bezos in einem CBS-Interview bekannt, dass Amazon unter dem Label Prime Air die Auslieferung von Bestellungen mit Rotor-Drohnen (Logistikdrohne) plane. Die vorgesehenen Oktokopter könnten eine Nutzlast von maximal 2,5 Kilogramm transportieren. Die Reichweite betrüge 16 Kilometer. Experten zufolge sei dies aber nach jetzigem Stand weder technisch noch rechtlich realisierbar. In Deutschland ist der Einsatz ziviler Drohnen außerhalb der Sichtweite des Piloten nach derzeitiger Rechtslage nicht zulässig. Trotzdem folgte auf die Bekanntmachung ein großes Medienecho.
Ende August 2014 stellte sich heraus, dass Amazon das Unternehmen Twitch für 970 Millionen US-Dollar übernommen hatte.
Mitte Januar 2017 kündigte Amazon an, bis Mitte 2018 die Zahl seiner Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten um 100.000 auf mehr als 280.000 zu erhöhen. Im Juni 2017 folgte die Bekanntgabe, die weltgrößte Biosupermarktkette Whole Foods Market zu übernehmen. Im November 2018 wurde bekannt, dass das Unternehmen zwei weitere Zentralen an der US-Ostküste plane, darunter eine in Long Island City im New Yorker Stadtbezirk Queens.
Im Dezember 2020 gingen Amazon und Sky eine Partnerschaft ein. Sky wird auf allen Plattformen die Amazon-Prime-Video-App integrieren und Geräte mit Amazon Fire TV werden das Streamingangebot Sky Ticket unterstützen.
Im Januar 2021 erwarb Amazon elf Boeing 767-300, um die eigene Flugzeugflotte, die bis dahin aus geleasten Frachtflugzeugen bestand, um eigene Flugzeuge zu erweitern.
Ende Mai 2021 wurde bekannt, dass Amazon für 8,45 Milliarden US-Dollar das Hollywoodstudio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) übernimmt. Dadurch erwirbt das Unternehmen die Rechte an rund 4000 Filmen wie Ben Hur, Vom Winde verweht, Rocky und James Bond. Im Mai 2021, nach einer Vorankündigung im Februar 2021, wurde auch konkret bekannt, dass Bezos sein Amt als Vorstandsvorsitzender am 5. Juli 2021 (dem Gründungstag des Unternehmens) abgeben wird. Ihm wird Bezos' Vertrauter Andy Jassy nachfolgen. Bezos wird jedoch geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats bleiben.
Die deutschsprachige Website Amazon.de wird von Amazon EU S.à r.l. in Luxemburg betrieben und ging am 15. Oktober 1998 online. Die Entwicklungsabteilung der Website Amazon.de in München wurde Mitte 2004 geschlossen und ein Großteil der Mitarbeiter entlassen. Länderspezifische Anpassungen nehmen nun die britische Tochter Amazon.co.uk in Slough oder direkt Amazon.com in Seattle vor. Leiter der deutschen Zweigniederlassung der Amazon EU S.à r.l. sowie Österreichs und der Schweiz ist seit 2022 Rocco Bräuninger, der seit 2006 im Unternehmen ist.
Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt für Amazon: Der Umsatz des Deutschland-Geschäfts von Amazon (amazon.de) belief sich im Jahr 2017 auf 16,9 und im Jahr 2018 auf 19,9 Milliarden US-Dollar. 2018 waren das 17 Prozent mehr als im Jahr 2017. Deutschland stand somit 2018 für 8,5 Prozent des Gesamtumsatzes von Amazon, der sich auf 232 Milliarden US-Dollar belief. Ein Vergleich mit dem Gesamtumsatz des deutschen Online-Handels im Jahr 2018, der nach dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland bei 65,1 Milliarden Euro und nach Zahlen des Handelsverband Deutschland bei 53,6 Milliarden Euro lag, ist nicht direkt möglich, da in den von Amazon veröffentlichten Zahlen nicht nur der Handelsumsatz, sondern auch der aus Deutschland stammende Umsatz aus weiteren Unternehmensbereichen wie Amazon Web Services und Innenumsätze aus dem Provisionsgeschäft des Marktplatzgeschäftes enthalten ist. Der Anteil am Gesamtumsatz dürfte daher deutlich über dem rechnerischen Wert liegen.
Ein Fulfillmentcenter wurde im August 2019 in Mönchengladbach eröffnet. Im September 2019 wurden Eröffnungen weiterer Sortier- und Paketverteilzentren in Schönefeld bei Berlin, Bremen, Wunstorf bei Hannover, Völklingen, Nürnberg, Eggolsheim, Potsdam, Eschweiler, Borgstedt und Nützen angekündigt. Amazon ist auch einer der Partner in der Forschungsinitiative "Cyber Valley" für Forschung an Künstlicher Intelligenz, die in Tübingen und Stuttgart angesiedelt ist.
Im September 2021 gab Amazon bekannt, dass bis Mitte 2022 acht weitere Logistikzentren errichtet werden sollen. Es würden dadurch 3.000 unbefristete Arbeitsplätze neu geschaffen. Ende 2021 hätte Amazon in Deutschland 28.000 Beschäftigte mit Festanstellung.
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