In einer weit verbreiteten Definition wird die Lieferkette als das Netzwerk von Organisationen bezeichnet, die über vor- und nachgelagerte Verbindungen an den verschiedenen Prozessen und Tätigkeiten der Wertschöpfung in Form von Produkten und Dienstleistungen für den Endkunden beteiligt sind. Die Lieferkette berücksichtigt somit ein Unternehmen, dessen Zulieferer, die Zulieferer der Zulieferer usw. sowie dessen Kunden, die Kunden der Kunden usw. Zu beachten ist dabei insbesondere, dass auch der Endkunde Teil der Lieferkette ist. In einer engen Auffassung wird die Lieferkette als Triade oder Dreiheit aus direkten Lieferanten, eigenem Unternehmen und direkten Kunden verstanden; dieser Auffassung fehlt die ganzheitliche, die Globalisierung berücksichtigende integrierende Betrachtung von den Rohstofflieferanten bis zu den Endkunden.
Im Regelfall beginnt die Lieferkette mit der Beschaffung von Roh-, Hilfs-, Betriebs- und Werkstoffen zum Zwecke der Produktion von Vorleistungsgütern. Eine besondere Problematik kann darin liegen, dass diese Produktionsfaktoren durch Import aus dem Ausland beschafft werden müssen und damit einem spezifischen Erfüllungsrisiko durch den Lieferanten ausgesetzt sind (etwa einem Embargo, Importverbot, Lieferengpass oder höhere Gewalt). Auch bei inländischen Zulieferern gibt es Lieferrisiken (wie etwa Streiks), die eine Weiterverarbeitung verhindern und zu Betriebsstörungen führen können. Diese Risiken lassen sich durch Redundanzen (mehrere Lieferanten für dasselbe Vorleistungsgut, auch Importe aus verschiedenen Staaten) minimieren.
Treten derartige Beschaffungsrisiken auf, so wirken sie sich auf eine Lieferkette insbesondere aus, wenn das beschaffende Unternehmen in Just-in-time-Produktion herstellt und deshalb nicht auf einen ausreichenden Lagerbestand zurückgreifen kann. Hat das beschaffende Unternehmen selbst Lieferverpflichtungen gegenüber seinen Kunden übernommen (etwa feste Lieferzeiten), kommt es sofort zu einem eigenen Lieferengpass. Störungen in Lieferketten wirken sich mithin wie eine Kettenreaktion in Form eines Dominoeffekts auf nachgelagerte Absatzketten aus.
Die Lieferkettenrisiken nehmen zu, je länger die Transportwege sind. Unterschiedliche Verkehrsträger (Frachtschiffe, Frachtflugzeuge), zusätzliche Umschlagprozesse mit eigenständigen Abfertigungsrisiken oder administrative Hürden wie Zollabfertigungen sind wesentlich störanfälliger als bei nationalen Lieferanten.
- Beispiel
Der Rohstoff Erz (für die Stahlerzeugung) unterliegt folgenden Fertigungsstufen:
- Das Erz wird in einem Bergwerk oder Tagebau gefördert und an ein Stahlwerk verkauft.
- Das Stahlwerk schmilzt das Erz und stellt Stahlblöcke her, die, zu Blechen gewalzt, als Coil verkauft werden an einen
- Automobilzulieferer, der sie zu einem Karosserie-Teil verarbeitet, welches an einen
- Automobilhersteller verkauft und dort zu einem Auto weiterverarbeitet wird.
- Dieses Auto wird durch eine Vertriebskette an einen Händler verkauft, der dieses schließlich als Wiederverkäufer an einen
- Verbraucher weiterverkauft.
Da meist die an dieser Lieferkette beteiligten Unternehmen rechtlich und auch wirtschaftlich voneinander unabhängig sind, ist für den Verbraucher nicht ersichtlich, ob geltende Standards eingehalten wurden.
- Kombinierter Verkehr
Typische Lieferketten mit verschiedenen Transportmitteln und auf unterschiedlichen Transportwegen gibt es im kombinierten Verkehr. Hier transportiert beispielsweise der Straßengüterverkehr im Vorlauf das Frachtgut zum Güterbahnhof, von wo aus es mit dem Güterzug im Hauptlauf weiterbefördert wird. Ein Empfangsspediteur übernimmt das Gut im Nachlauf bis zum Empfänger.
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