Seit der Entdeckung großer Ölvorkommen im Süden der Vereinigten Staaten wurde Kohle als vorrangiger Energieträger abgelöst. Kaum einer der für die menschliche Gesellschaft elementaren Lebensbereiche in den Industrienationen, insbesondere Landwirtschaft und Transport kommt heute ohne Erdölprodukte aus.
Da ein großer Teil der Lagerstätten in der unruhigen Region des Nahen Osten konzentriert ist, muss das Öl über weite Wege mit Öltankern und Pipelines zu den Verbrauchern transportiert werden. 1973 stieg der Ölpreis auf Grund einer politisch motivierten Minderung der Erdölförderung durch die OPEC rapide an. Weil es bis dahin keine strategischen Ölreserven gab, konnte dem nicht entgegengewirkt werden. Daraufhin wurde die Internationale Energieagentur IEA von 16 Industrienationen gegründet, welche die Energiepolitik koordinieren und eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen sollte.
Zuletzt hat die IEA wegen des Libyenkrieges und der ausfallenden Ölproduktion des Landes Ölreserven freigegeben.
2011 umfassten die Vorräte in Deutschland 25 Millionen Tonnen. 13,4 Mio. t entfallen auf Rohöl und 11,8 Mio. t auf Erdölprodukte (Angaben für 2005). Mit diesem Volumen soll der deutsche Erdölbedarf im Notfall für mindestens 90 Tage gedeckt werden. Die Vorratsstätten für Rohöl befinden sich überwiegend in 1.000 bis 1.500 m Tiefe in Kavernenspeichern in Niedersachsen. Diese wurden in geologischen Salzformationen speziell für diesen Zweck angelegt. Ein großer Teil der Ölreserven befindet sich in der Kavernenanlage Etzel der Firma IVG. Die Reserven an Erdöl-Zwischenprodukten werden oberirdisch in bundesweit verteilten Tankbehältern vorgehalten. Der Wert der Reserven erreicht bei einem Ölpreis von 70 US-Dollar pro Barrel etwa elf Milliarden Euro.
Unabhängig von der strategischen Reserve bestand früher eine so genannte Bundesrohölreserve aus 7,32 Mio. t, die von 1974 bis 1981 aufgebaut wurde und in künstlich angelegten Speicherkavernen in der Nähe von Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und weiteren Orten gelagert wurde. 1997 wurde von der damaligen Bundesregierung der Verkauf dieser Reserve angeordnet. Heute sind an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik verschiedene Mineralölprodukte, wie Benzin, Dieselkraftstoff, Heizöl, Kerosin und Schweröl gelagert, die, weil schon raffiniert, kurzfristig einsetzbar sind.
Obwohl sich die Bevorratungspflicht des Erdölbevorratungsverbandes auf 90 Tage beläuft, ist der Gesamtvorrat an Rohöl und Ölprodukten in Deutschland wesentlich höher. Hohe Mengen werden freiwillig von den Verbrauchern, besonders im Heizölbereich gelagert. Weiterhin besitzen Raffinerien operative Bestände zur Sicherstellung ihres Produktionsbetriebes.
Gesetzliche Grundlage für die Erdölbevorratung und den Erdölbevorratungsverband (EBV) ist das „Gesetz über die Bevorratung mit Erdöl und Erdölerzeugnissen (Erdölbevorratungsgesetz – ErdölBevG)“ vom 16. Januar 2012 (BGBl. I S. 74). Die Ölreserve wird vom EBV organisiert und überwacht. Im EBV sind alle deutschen Unternehmen Pflichtmitglieder, die Öl einführen oder verarbeiten, insbesondere die großen Mineralölkonzerne. Der EBV ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die 1978 von den in Deutschland tätigen Mineralölkonzernen gemeinsam mit den mittelständischen Mineralölimporteuren und unter Mitwirkung der Bundesregierung gegründet wurde, nachdem die Bundesregierung bereits 1966 die Konzerne dazu verpflichtet hatte, auf eigene Kosten eine strategische Erdöl-Notreserve zu schaffen, mit der die Ölversorgung der Bundesrepublik Deutschland in Kriegs- und Krisenzeiten vorübergehend gesichert werden kann. Der EBV hat seinen Verwaltungssitz in Hamburg. Die Kosten, die durch die Bevorratung entstehen, werden in Höhe von ca. 0,5 Cent pro Liter auf den Preis von Benzin, Diesel und Heizöl umgelegt. Der EBV darf die Reserven nur auf Weisung des Bundeswirtschaftsministers und nur zum aktuellen Marktpreis veräußern. Ein Mitspracherecht haben die IEA und die EU. 1991 wurde ein Teil der deutschen Ölreserven während des Golfkrieges verkauft, als das Fass 30,55 Dollar kostete.
Nach der Katastrophe durch den Hurrikan Katrina und dem folgenden starken Ölpreisanstieg wurden im Jahre 2005 ca. 450.000 m³ freigegeben. Wegen des Ausfalls Libyens als Erdölexportnation 2011 wurden von der Bundesregierung ebenfalls Reserven freigegeben. Deutschland beteiligte sich an der Freigabe von Ölreserven durch die Internationale Energieagentur mit ca. 4,3 Mio. Barrel.
Im Oktober 2018, als infolge der Dürre und Hitze in Europa 2018 der Rheinpegel stark sank und somit Schiffe nicht mehr voll beladen werden konnten, gab die Bundesregierung begrenzte Mengen der Reserve frei.
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