Verpackungsroboter erobern die Lager und erleichtern die Arbeit beim Kommissionieren.
Eigentlich müsste er „Bello" heißen. Denn er folgt seinem Herrchen auf Schritt und Tritt. Tatsächlich aber heißt der neue autonome Horizontalkommissionierer „Neo". Neo kann maximal 2 t Last heben und mit bis zu 12,5 km/h von Lagerort zu Lagerort flitzen.
Richtig wohl fühlt er sich in Distributionszentren der Lebensmittelbranche aber auch in anderen Lagern mit hoher Kommissionierleistung. Bei der Wahl seines Chefs ist er nicht wählerisch. Egal, wer sich bei ihm anmeldet, diese Person wird sofort als alleinige Leitfigur akzeptiert. Andere Menschen werden freundlich ignoriert. Welche Vorteile diese treue Anhänglichkeit hat,zeigt er ständig: „Angenommen, der Kommissionierer bekommt einen umfangreichen Auftrag via Headset übermittelt. Dann schnappt er sich einen Neo und lenkt ihn manuell zum ersten Posten. Hier stellt er ihn ab. Den Abstand zum Regal kann er so wählen, wie es seinen individuellen Pack-Präferenzen entspricht." Während dieser ersten Fahrt prägt sich Neo seinen Bediener ein. „Er wird ihn fortan alleine anhand seines Bewegungsmusters erkennen", so ein Benutzer. Möglich machen das zwei lasergestützte Motion-Tracking-Sensoren, angebracht auf Brusthöhe. Ihre Blickrichtung wird durch LED-Lampen in Pupillenform angezeigt. Der Bediener kann sich also jederzeit vergewissern, ob sein 80 cm breiter Begleiter wirklich aufmerksam ist. „Sobald der Kommissionierer die erste Ware aufgeladen hat und zum nächsten Zielort läuft, folgt Neo autonom. Dabei hält er den Wunschabstand zum Regal ein. Der Bediener kann sich voll auf das Beladen konzentrieren." Das zeitaufwendige Auf- und Absteigen entfalle, Pickfehler würden reduziert. Die Effizienz des Arbeiters steige um bis zu 30 %. Hindernisse umfährt Neo automatisch. Ein Lasersystem an der Fahrzeugfront, angebracht knapp über dem Boden, registriert alles, was näher als 25 m ist. Fährt ein langsames Fahrzeug voraus, passt Neo die Geschwindigkeit an. Sobald der Weg wieder frei ist, schließt er zum „Herrchen" auf. 84 000 Mal pro Sekunde wird die Umgebungssituation gescannt. Die aktuelle Lagertopologie wird in Echtzeit interpretiert. „Was das autonome Fahren angeht, sind wir mit großen Autoherstellern auf Augenhöhe".
Obwohl sich Neo überall alleine zurecht findet und wortlos gehorcht, hat das Herrchen doch einen Ausschaltknopf am Ärmel. „Der ist für solche Fälle da, in denen der Kommissionierer mal einen Weg alleine gehen möchte". „Etwa zur Toilette."
Ganz ohne Mensch kommt der Kommissionier-Roboter „Toru" der Münchener Magazino GmbH aus. Zum Lagerplatz, bringt dort seinen Greifer in die richtige Höhe, zieht die Ware in sein Inneres und legt sie in seinem mitgeführten Wechselregal ab." Sobald ein Auftrag abgearbeitet ist, fährt der Roboter automatisch zur Verpackungsstation und entledigt sich dort seiner Fracht. Bevor Toru seinen Dienst antreten kann, muss er angelernt werden. „Dazu wird er einmal per Joystick durch das Lager gefahren. Auf dem Weg zeichnet er sich selbstständig eine Karte." Markierungen am Boden oder Induktionsschleifen sind nicht nötig. Sollte es zu Veränderungen in der Lagergestaltung kommen, registriert der Roboter diese und gibt sie automatisch an Artgenossen weiter, die im selben Lager Dienst tun. Um Kollisionen mit Hindernissen oder Kollegen zu verhindern, ist Toru mit Laserscannern ausgerüstet.
Lange bevor eine Gefahrensituation entsteht, bremst er sanft ab. Sollte sich der Roboter trotz seiner Laseraugen einmal unsicher sein bezüglich seines Standorts, so helfen ihm Odometriedaten - also Angaben zur Wegstrecke, die er zuletzt zurück gelegt hat. Notwendig werden kann das in Lagern, in denen die Gänge identisch aussehen. Torus Greifer fährt in einer Hubsäule auf und ab. Alle Höhen zwischen 8 cm und gut 2 m hat er im Griff. Ist der richtige Lagerplatz erreicht, strahlt ein Laser ein Kreuz auf die Ware. Eine Kamera nimmt auf, wo die Lichtlinien brechen. Ein Rechner leitet daraus Lage und Größe des Objekts ab. Die maximale Grifftiefe ist 50 cm. Pro Stunde schafft der Roboter zwischen 80 und 120 Picks. Innerhalb des Lagers ist er dabei mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1,5 m/s unterwegs - bei einem Leergewicht von 200 kg.
Preislich in einer anderen Liga spielt Leo Locative - kurz: „Leo". Das fahrerlose Transportsystem der Bito Lagertechnik GmbH, Meisenheim, ist schon für unter 5000 € zu haben. Dafür ist es allerdings etwas weniger intelligent und langsamer. Leo folgt mit maximal 0,8 m/s immer nur treu seiner Spur. Doch genau diese Simplizität ist der Clou. „Leo orientiert sich an einem Klebestreifen am Boden. Diese Spur kann jeder Kunde individuell verlegen. Änderungen der Strecke sind somit schnell und einfach möglich." In der einfachsten Ausführung kann Leo einen einfachen Kreis mit zwei Haltepunkten befahren. Dadurch können zwei Arbeitsschritte verbunden werden. Es geht aber auch anders: „Durch die Hinzunahme von Übergabestationen und Befehlscodes können auch komplexere Layouts und Anwendungen realisiert werden". Unter anderem kann Leo angewiesen werden, seine Geschwindigkeit zu reduzieren.
Auch wechselnde Ziele können angefahren werden. Statt Klebecodes liest Leo dann Fahrbefehle von einem Display am Boden ab. „Die dynamische Zielführung ermöglicht eine hohe Anwendungsvielfalt." Programmierkenntnisse seien nicht nötig. Falls entlang der Spur ein Hindernis auftaucht, hält Leo an. Er läuft erst wieder los, wenn der Weg frei ist. Eine Personen-Schutz-Anlage hat er nicht. „Der Impuls einer etwaigen Kollision ist gering und macht aufwendige Sensorik unnötig". Leo wiegt nur 30 kg und darf maximal 20 kg transportieren.
Diese drei Beispiele wurden in einem Fachmagazin exemplarisch für die Einsatzmöglichkeiten und den erreichten Standard von Kommissionierhelfern veröffentlicht.
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